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Am 5. Juni 2014 sollte sich mein Leben schlagartig ändern: Ich war mit Freunden auf einem Rock-Festival. Die Stimmung war ausgelassen und wir hatten alle Lust auf ein tolles Wochenende. Am frühen Abend zündeten wir den Grill an. Ich kümmerte mich um die Kohle. Ein Bekannter übernahm meine Aufgabe und half mit Spiritus nach, als ich ihm den Rücken kehrte. Es gab eine Verpuffung, er erschrak und warf die Flasche in meine Richtung.

Die Ersthelfer riefen den Hubschrauber, der mich dann nach Halle/S. ins Klinikum Bergmannstrost flog - eine Erfahrung, die ich gern unter normalen Umständen mitbekommen hätte. Die nächsten Tage sind für mich bis heute wie ausgelöscht. In den folgenden Wochen erlebte ich Freude über zugeheilte Wunden und weniger Schmerzen, Trauer über wieder aufgerissene Stellen und unerträgliche Schmerzen, ständige Narkosen und Verbandswechsel – es war für mich ein tägliches bergauf und bergab. Und dann kam der Tag, an dem ich die Narben an meinen Beinen das erste Mal sah. Die Tränen schossen mir in die Augen und mir wurde schmerzhaft bewusst: das ist nun mein neues Ich. Es war für mich so schlimm, dass ich mich selbst in Frage stellte: Wozu noch stark sein? Ich wollte mich verkriechen und keinen mehr sehen.

Meine Anschlussbehandlung absolvierte ich in einem der wenigen Reha-Zentren für Brandverletzte in der Moritz Klinik in Bad Klosterlausnitz. Zu diesem Zeitpunkt stand ich kurz vor dem Abitur und mir war klar, dass ich die Klasse nicht wiederholen wollte. Deshalb sollte mein Aufenthalt nicht länger als notwendig dauern. Natürlich musste ich mir rasch eingestehen, dass der Heilungsprozess doch länger dauern würde, als zunächst gedacht. Mein Ziel, das Abitur abzulegen, behielt ich jedoch immer vor Augen und beendete deshalb nach 8 Wochen meinen ersten Aufenthalt mit dem Versprechen an Chefarzt Dr. Ziegenthaler, wieder zu kommen.

Schmerztherapie auf den Patienten abgestimmtes Training zur Narbenbehandlung
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Geprägt von insgesamt vier weiteren Reha-Aufenthalten in der Moritz Klinik war mir schnell klar, was ich machen möchte: ich wollte Physiotherapeutin werden. Mit meinen eigenen Erfahrungen könnte es mir gelingen, Menschen mit Brandverletzungen zu helfen, zu unterstützen und ihnen vielleicht sogar als Vorbild dienen.

Ich habe mich zurück ins Leben gekämpft, bin heute Physiotherapeutin und arbeite seit 2 Jahren in der Moritz Klinik. Somit hat sich mein großer Wunsch – Brandverletzten zu helfen – verwirklicht. Ich war mächtig stolz, als mir – neben meiner Tätigkeiten als Therapeutin - die Koordination unserer multizentrischen Studie zur Bewertung von Rehabilitation bei Brandverletzten übertragen wurde. Nach anfänglichen Sorgen, der Herausforderung vielleicht nicht gewachsen zu sein, macht es mir unendlich Spaß und ist eine wertvolle Erfahrung.

Heute bin ich stolz, ein Teil vom wunderbaren Team der Moritz Klinik zu sein. Die Menschen, die mich einst ärztlich, therapeutisch und seelisch unterstützt haben, sind jetzt meine Kollegen.

Ich bin der Meinung, dass alles aus einem gewissen Grund passiert. Erkennst du ihn, so wirst du feststellen, dass es sich verdammt gut anfühlen kann und lohnt zu kämpfen.

„Durch den Unfall habe ich meinen Weg gefunden und wer weiß, wohin er mich noch führt.“

Das Team der Moritz Klinik